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Die ARD hat den Deutschen Hörspielpreis eingestellt.

Ein ARD-Sprecher sagte, die Initiative für diese Entscheidung sei von den Hörspielredaktionen der ARD-Sender gekommen. Innerhalb des Senderverbunds gebe es immer mehr Kooperationen, dazu gehöre auch eine virtuelle Gemeinschaftsredaktion für das Hörspiel.

Daher sei ein Wettbewerb als Binnenkonkurrenz zwischen den Landesrundfunkanstalten und Deutschlandradio, ORF und SRF wenig plausibel, unzeitgemäß und nach außen nicht vermittelbar. Nach Angaben des Sprechers erschien den Hörspielredaktionen ein Wettbewerb fragwürdig, bei dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen durch Rundfunkbeiträge finanzierten Preis an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vergebe. Die Hörspieltage in Karlsruhe, an denen der Preis bisher vergeben wurde, sollen neu aufgesetzt werden.

Die letzten ARD-Hörspieltage in gewohnter Form finden im ZKM-Karlsruhe vom 7. bis 10. November 2024 statt.

Nach dem Verschwinden

Autor(en): Christine Nagel
Produktion: RBB/ORF 2014, 51 Min. (Stereo) - Originalhörspiel dt.
Regie: Christine Nagel
Komponist(en): Andreas Pichler
Regieassistenz: Maya Marckwordt
Schnitt: Venke Decker
Ton: Martin Seelig
Inhaltsangabe: Es ist still geworden um die große österreichische Dichterin. Ilse Aichinger hat sich bereits vor Jahren zurückgezogen. Sie äußert sich nicht mehr. Die Berliner Autorin Christine Nagel macht denn auch das "Verschwinden" zur zentralen Kategorie ihrer Auseinandersetzung mit Ilse Aichinger. Sie nähert sich der Dichterin behutsam und folgt mit ihrem Mikrofon den Klängen der Stadt Wien, jener Stadt, in der Ilse Aichinger den Krieg überlebte, aus der sie fortzog und erst 1988 wieder zurückkehrte.
In Christine Nagels Stück wird die Dichterin wieder zu einer jungen Frau, die in Wien Arbeit als Sprecherin sucht. Sie soll für die städtischen Verkehrsbetriebe die U-Bahnstationen ansagen: Aussteigen, Einsteigen. Rechts, links. Bitte. Übungen am Rande der Selbstaufgabe. Sie wird die Studiotür ohne Vertrag hinter sich schließen und nicht zur ewigen Stimme des Wiener Untergrunds werden. Daneben tritt die reale Ilse Aichinger auf. Mit ihrer ebenso sanften wie markanten Stimme denkt sie dem Stoff des Lebens nach, stets hart an der Grenze zum Schweigen.
Expertenkommentar: Hörspiel des Monats Juni 2014, Begründung der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste:
"Die Jury hat großen Respekt und einhellige Bewunderung für die Hörspieleinrichtung „November 1918“ (NDR/SWR), basierend auf Alfred Döblins voluminösem Roman. Norbert Schaeffer gelingt ein spannendes, liebevoll bearbeitetes, aufwändig gemachtes Hörspiel-Panorama. Dennoch hat sich die Jury entschieden, dem genuinen Hörspiel den Vorzug zu geben. Denn zwei Literatur-Hörspiele standen sich gegenüber - zum einen die Bearbeitung eines kunstvollen, sprachmächtigen Romans, zum anderen die feinfühlige, poetische Auseinandersetzung mit einer Avantgardistin der Nachkriegsliteratur und des Hörspiels. „Nach dem Verschwinden“ ist ein „fiktiver Dialog“ mit der seit knapp zwei Jahrzehnten wieder in Wien lebenden Schriftstellerin Ilse Aichinger (*1921). Die 1969 geborene Hörspielautorin Christine Nagel nähert sich ihr mit den Mitteln des Hörspiels, versucht, mit radiophonen Einfällen und sprachlichen Bildern dem enigmatischen Wesen und der Poesie Ilse Aichingers näher zu kommen. Das Verschwinden ist eine zentrale Metapher im Werk der österreichischen Dichterin: Wo ist man nach dem Verschwinden, was bedeutet Verschwinden? Christine Nagel greift viele Bilder aus den Prosaarbeiten der Autorin auf, etwa den grünen Esel, der über die Eisenbahngleise geht, oder den Vater aus Stroh. Sie umkreist eine Art alter Ego der Autorin, deren Zwillingsschwester 1938 auf der Fahrt nach England, wo jüdische Kinder aufgenommen wurden, verschwand. Sie führt eine junge Schauspielerin ein, die auf der Suche nach Arbeit ist und die bei den Wiener Verkehrsbetrieben vorspricht, um später die Namen der Haltestellen einsprechen zu dürfen. Auch sie ist eine Sprachsuchende, eine Spiegelnde, wunderbar gelesen von Verena Lercher. Schließlich ist es die großartige Stimme von Ilse Aichinger selbst. Sie wirkt wie die Erzählerin, sie motiviert, sie animiert. Man könnte ihr stundenlang zuhören. Wer sich dieses Hörspiel, diesen „fiktiven Dialog“ anhört, bekommt Lust auf die Literatur der wunderbaren Ilse Aichinger."
Mitwirkende:
Zitatorin Ilse Aichinger und Ellen Elfriede Irrall
Erzählerin und Marie Verena Lercher
Gabor Biedermann
Petra Friedrich
Sandra Kreisler
Ilse Aichinger
Preise / Auszeichnungen: Hörspiel des Monats 06 2014
Links: Mailformular für Ergänzungen zu diesem Titel
Druckausgabe (PDF)

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