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Die Blendung |
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| Autor(en): | Elias Canetti | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Produktion: | NDR/DLR/BR/ORF 2002, 175 Min. (Stereo) - Bearbeitung Literatur | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Regie: | Robert Matejka | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Bearbeitung: | Helmut Peschina | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Komponist(en): | Max Nagl | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Technische Realisation: Gerhard WieserTechnische Realisation: Herta WernerRegieassistenz: Alice ElstnerDramaturgie: Henning Rademacher | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Inhaltsangabe: | Der Roman erzählt von dem in der Welt seiner Bücher vergrabenen berühmten Sinologen Kien. Von seiner Haushälterin Therese zur Ehe verführt, wird er mit den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens konfrontiert. Die Bosheit Thereses sowie Neid und Missgunst bizarr-grotesker Gestalten aus dem kleinbürgerlich-subproletarischen Wiener Milieu lassen ihn schließlich zerbrechen. Am Ende bleibt ihm nur die Flucht in den Wahnsinn. Er legt Feuer an seine gewaltige Bibliothek, die das Wissen der größten Denker der gesamten Welt beherbergt hat und verbrennt mit seinen Büchern. "Die Blendung", 1935 in Wien erschienen und häufig mit "Ulysses" von James Joyce verglichen, wurde erst verspätet als Meisterwerk der Literatur des 20. Jahrhunderts gewürdigt. Die darin enthaltene Zeichnung einer vom Weltuntergangsfieber entzündeten Gesellschaft gilt als zeitlose Metapher für die Auseinandersetzung des Geistes mit der Wirklichkeit. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Expertenkommentar: | Hörspiel des Monats Oktober 2002 - Begründung der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste: Peter Kien gilt als der "größte lebende Sinologe". Doch was sein Fachgebiet bereits andeutet, bestätigt sein Lebenswandel: Kien steht alles andere als mitten im Leben, seine Wahrnehmung der Umwelt ist äußerst beschränkt. Kien ist ein typischer Stubengelehrter, dessen wissenschaftliche Scheuklappen keinerlei Menschenkenntnis ermöglichen, und der seine Bücher höher schätzt als seine Mitmenschen. Kontakt hat Kien allein zu seiner Haushälterin, und als er sie nach acht Jahren Dienst in seiner Wohnung zum ersten Mal wahrzunehmen imstande ist, nimmt das Unheil seinen Lauf. Sie (Libgart Schwarz) entpuppt sich als geldgieriges Scheusal, er (Felix von Manteuffel) gerät mehr und mehr zum lebensuntüchtigen Trottel. Die Weltfremdheit der Figuren setzt sich in der Inszenierung fort. Robert Matejka verzichtet auf jegliche Geräuschkulisse und lässt die Figuren gleichsam im luftleeren Raum agieren. Die zahlreichen Dialogszenen gewinnen dabei zunehmend an Absurdität, die wiederum durch die zumeist atonalen Klanggebilde des Ensembles um den Komponisten Max Nagl verstärkt wird. Gleichwohl bleibt das Stück nicht so weltfremd wie seine Figuren. Vielmehr offenbart sich eine durch Geld und patriarchale Verhältnisse bestimmte Welt, die sich anhand des Dialekts der Sprecher unschwer im konservativen Milieu Österreichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts ansiedeln lässt. Die fehlenden zeitlichen Angaben lassen allerdings ebenso gut die Verortung in der unmittelbaren Gegenwart zu. Hörspiel des Jahres 2002 in Österreich - aus der Begründung: "Robert Matejka verzichtet auf jegliche Geräuschkulisse und lässt die Figuren gleichsam im luftleeren Raum agieren. Die zahlreichen Dialogszenen gewinnen dabei zunehmend an Absurdität, die wiederum durch die zumeist atonalen Klanggebilde des Ensembles um den Komponisten Max Nagl verstärkt wird. Gleichwohl bleibt das Stück nicht so weltfremd wie seine Figuren. Vielmehr offenbart sich eine durch Geld und patriarchale Verhältnisse bestimmte Welt, die sich anhand des Dialekts der Sprecher unschwer im konservativen Milieu Österreichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts ansiedeln lässt. Die fehlenden zeitlichen Angaben lassen allerdings ebenso gut die Verortung in der unmittelbaren Gegenwart zu." | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Mitwirkende: |
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| Preise / Auszeichnungen: | Hörspiel des Monats 10 2002 Hörspiel des Jahres (Österreich) 2002 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Links: | Homepage Max NaglMailformular für Ergänzungen zu diesem Titel Druckausgabe (PDF) |
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Die Blendung |
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| Autor(en): | Elias Canetti | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Auch unter dem Titel: | Kopf ohne Welt (1. Teil) Kopflose Welt (5. Teil) Weit im Kopf (10. Teil) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Produktion: | BR/ORF 2013, 638 Min. (Stereo) - Bearbeitung Literatur | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Regie: | Klaus Buhlert | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Bearbeitung: | Klaus Buhlert | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Komponist(en): | Klaus Buhlert | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Inhaltsangabe: | Eine mehrteilige "Comédie humaine an Irren" sollte es werden, doch von dem ursprünglichen Pandämonium, bevölkert von Typen wie dem religiösen Fanatiker, dem Wahrheitssucher oder dem Phantasten blieb allein "der Büchermensch" übrig: Peter Kien. Er ist Protagonist von Elias Canettis erstem und einzigen Roman Die Blendung, der 1931 entstand, 1935 im Wiener Verlag Herbert Reichner erschien, dem Autor aber erst in den 60er Jahren breite Anerkennung einbrachte. Erzählt wird der Weg des Privatgelehrten und Sinologen Peter Kien in den Wahnsinn. Kien, der seit Jahren nur noch für und in seiner riesigen Privatbibliothek lebt, ein "Kopf ohne Welt" - so der Titel des ersten Teils -, wird von seiner geldgierigen Haushälterin Therese Krumbholz, die ein Faible für Bücher vortäuscht, zur Heirat verführt. Die Ehe gestaltet sich als Kampf zweier Wahnwitziger, in dem Kien den Kürzeren zieht, aus der Wohnung vertrieben wird und in der Wiener Halbwelt landet. Konfrontiert mit einer "Kopflosen Welt" begegnet Kien dort dem Kleinkriminellen und Schachfanatiker Fischerle, der es auch nur aufs Geld abgesehen hat. Im dritten Teil "Welt im Kopf" tritt der Bruder Georg auf den Plan, wirft Therese mit ihrem Liebhaber, dem gewalttätigen Hausverwalter Pfaff, aus der Wohnung und versorgt den Professor wieder mit Geld. Im furiosen Schlusskapitel setzt der wahnsinnig gewordene Kien seine Bibliothek und sich selbst in Brand: ein Autodafé unter schallendem Gelächter. Angesichts des Nomadenlebens der Jugendzeit, angesichts von Massenaufläufen und der Inbrandsetzung des Wiener Justizpalastes durch demonstrierende Arbeiter im Jahr 1927 und angesichts der emotionalen Kälte der Großstadtmenschen im gehetzten Berlin der 20er Jahre war Elias Canetti klar geworden: "Die Welt war zerfallen, und wenn man den Mut hatte, sie in ihrer Zerfallenheit zu zeigen, war es noch möglich, eine wahrhafte Vorstellung von ihr zu geben." Statt beschönigender Ästhetisierung oder singulärem Erzählerstandpunkt wollte Canetti mit Extremfiguren und Außenseiterexistenzen Schlaglichter auf die Welt, auf "Figuren am Rande des Irrsinns" werfen. Die "wahrhafte Vorstellung" von einer chaotischen Welt gestaltete er in Die Blendung demnach als minutiöse Nachzeichnung einzelner, unvereinbarer Wahnwelten. Schonungslos führt der Text in brachiale Kosmen der Verblendung und die Privatmythen der Figuren sind Ausdruck von Welt- und Selbstentfremdung, deren "realistische" Darstellung in Entmenschlichung, ins Animalische, in die Groteske mündet. Die Mischung aus Erzählung, innerem Monolog, erlebter Rede und aus vom Autor aus seinem tatsächlichen Erfahrungsumfeld aufgegriffenen Dialogen vermittelt diesen Wahnsinn auch als einen sprachlichen, der gegenseitige Verständigung unmöglich werden lässt. In der literarischen Tradition eines Johann Nestroy, Karl Kraus oder Franz Kafka führt Canetti den Kampf zwischen Geist und Wirklichkeit bis zum Zusammenbruch abendländischer Ratio, der auch das faschistische Desaster vorzeichnet. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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