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Die ARD hat den Deutschen Hörspielpreis eingestellt.

Ein ARD-Sprecher sagte, die Initiative für diese Entscheidung sei von den Hörspielredaktionen der ARD-Sender gekommen. Innerhalb des Senderverbunds gebe es immer mehr Kooperationen, dazu gehöre auch eine virtuelle Gemeinschaftsredaktion für das Hörspiel.

Daher sei ein Wettbewerb als Binnenkonkurrenz zwischen den Landesrundfunkanstalten und Deutschlandradio, ORF und SRF wenig plausibel, unzeitgemäß und nach außen nicht vermittelbar. Nach Angaben des Sprechers erschien den Hörspielredaktionen ein Wettbewerb fragwürdig, bei dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen durch Rundfunkbeiträge finanzierten Preis an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vergebe. Die Hörspieltage in Karlsruhe, an denen der Preis bisher vergeben wurde, sollen neu aufgesetzt werden.

Die letzten ARD-Hörspieltage in gewohnter Form finden im ZKM-Karlsruhe vom 7. bis 10. November 2024 statt.

Bei uns in Auschwitz

Autor(en): Tadeusz Borowski
Produktion: RBB/RB 2008, 54 Min. (Stereo) - Bearbeitung Literatur
Regie: Kai Grehn
Bearbeitung: Kai Grehn
Originalton-Aufnahme: Kai Grehn
Dramaturgie: Juliane Schmidt
Technische Realisation: Martin Seelig
Technische Realisation: Iris König
Regieassistenz: Teresa Schomburg
Übersetzung: Friedrich Griese
Inhaltsangabe: Zwölf Häftlinge aus Auschwitz-Birkenau werden im drei Kilometer entfernten Stammlager zu Krankenpflegern ausgebildet. Unter ihnen Tadeusz, eigentlich Literaturstudent. Er soll lernen, wie man steril eine Blinddarmoperation durchführt und Phlegmonen behandelt, um seine Mithäftlinge zu heilen und die Sterblichkeit im Lager zu senken. Alltag in Auschwitz. In den Briefen an seine Freundin Maria, die im Frauenlager in Birkenau verblieben ist, berichtet Tadeusz von diesem Alltag, vom Blick aus dem Fenster, von dem aus man das "Kremo" nicht sieht, von Boxkämpfen und Orchesterkonzerten, vom Kampf um die Habseligkeiten der neu angekommenen Häftlinge, vom Lagerbordell und vom Tauschhandel. In seinen Briefen hält er Zwiesprache mit der Geliebten - Sprache als Möglichkeit, in dem Normalität suggerierenden Wahnsinn des Lageralltags seelisch zu überleben. "... verlier nicht den Mut, wenn es Dir schlecht geht. Denn von diesem Lager, dieser Zeit des Betruges werden wir vielleicht einmal den Lebenden Bericht erstatten und die Toten verteidigen müssen."

Für seine Inszenierung begab sich Kai Grehn auf Soundrecherchen in die Gedenkstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau.
Expertenkommentar: Das literarische Werk von Tadeusz Borowski, der mit knapp 29 Jahren sich selbst das Leben nahm, ist mit keinem anderen zu vergleichen. Niemand ist imstande, die ganze Wahrheit über Auschwitz zu berichten, aber Borowski erzählt mit der größten selbstquälerischen Ehrlichkeit den schmerzlichsten Teil dieser Wahrheit.
Borowski zählt zu den wenig bekannten und trotzdem bedeutendsten Autoren der Welt, die Auschwitz eine fast metaphysische Dimension verliehen haben. Sein Werk (...) hilft, das Unglaubliche und Ungeheuerliche im Leben und Sterben des homo Auschwitziensis wenigstens im Ansatz, zu begreifen. « (Arno Lustiger, Die Welt)

»Wenn von der europäischen Zivilisation nur dieses Buch erhalten geblieben wäre,
was würde dann ein Nachmensch über uns denken? Das Erschreckende an diesem Buch: Auschwitz erscheint als natürliche Fortsetzung unserer Lebensweise, als eine bis ins Absurde verstiegene Absurdität.« (Olga Martynova, Die Zeit)

»Borowskis Erzählungen über das Lagerleben gehören zu den bedeutendsten und verstörendsten literarischen Zeugnissen der Schreckensherrschaft der Nazis und ihrer Vernichtungsmaschinerie. Scheinbar indifferent, aber mit größter Genauigkeit in der Beobachtung und messerscharfer sprachlicher Präzision beschreibt er die Entfremdung des der völligen Entgrenzung ausgelieferten Menschen von sich selbst und seinen Mitmenschen. Eine geradezu unmenschliche psychische und literarische Leistung.« (Florian Hunger, Jüdische Zeitung)

»Wem es hier nicht kalt über den Rücken läuft, der weiß nicht, was aufregende, verrückte, amoralische, zeitlose Literatur ist - oder er will nichts mehr über die Hitler-Tage, die Asche und den Tod lesen. Tadeusz Borowski ist wahrscheinlich - neben Imre Kertész - der einzige Schriftsteller auf dieser Welt, der es dank seiner Ehrlichkeit, seiner Melancholie, seines Talents schaffte, ein paar hundert Seiten zu schreiben, nach deren Lektüre man endlich begreift, was Auschwitz, was der Holocaust wirklich gewesen ist.« (Maxim Biller, Der Spiegel)
Mitwirkende:
Tadeusz Vincent Leittersdorf
Maria Patrycia Ziółkowska
Abramek Otto Mellies
Witek Andreas Schmidt
Häftling 27 000 Sven Plate
Links: Externer Link Hörspielhomepage
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